Lese- und Rechtschreibschwäche

Die LRS (Lese- und Rechtschreibstörung) ist eine der häufigsten Entwicklungsstörungen bei Kindern und Jugendlichen. Sie tritt unabhängig von der intellektuellen Begabung eines Kindes auf. Die Betroffenen haben Leseprobleme und spez. Rechtschreibprobleme, die sich durch einfaches Üben nicht beheben lassen. Gerade diese Erfolglosigkeit führt häufig dazu, dass die Kinder „aufgeben“, wütend werden oder sich zurückziehen, im schlimmsten Fall leidet ihr Selbstwertgefühl als Ganzes in erheblichem Maße und sie wollen kaum noch zur Schule. Ursache ist die veränderte Verarbeitung und Wahrnehmung visueller Informationen:
Die meisten Kinder und Jugendlichen haben die richtige Schreibweise eines Wortes als Bild in Ihrem Gehirn gespeichert. Kann ein Kind aber das „Wortbild“ nicht gut speichern, wird es so schreiben, wie es die Worte hört, z.B. aus „dreckig“ wird „drekich“.

Warum macht es Sinn, eine LRS überhaupt zu diagnostizieren?

Grundsätzlich gilt: je früher die Lese-Rechtschreibschwäche eines Kindes erkannt wird, desto eher kann ihm geholfen werden um eventuelle Folgeprobleme auch bzgl. der Schullaufbahn zu vermeiden. Eltern und Lehrer werden bei anhaltend schlechten Noten in Deutsch/ Rechtschreibung aufmerksam. Die Kinder selber sind zu diesem Zeitpunkt aber meist schon ziemlich enttäuscht von sich selbst. Sie sind wütend und möchten am liebsten von Schreiben und Lesen nichts mehr hören. Nicht selten kommt es darüber zu Streit mit den Eltern und Verweigerungshaltung im Unterricht.

Darüber hinaus ist es bei gesicherter Diagnose sinnvoll, für das Kind einen „Nachteilsausgleich“ bzgl. der Benotung zu beantragen, der zumeist in Form von Aussetzen der Note für Rechtschreibung gewährt wird mit dem Ziel, eine zusätzliche Demotivierung durch eine ständig schlechte Zeugnisgesamtnote in den betroffenen Fächern Deutsch/ Englisch /Französisch zu vermeiden.

Diagnostisches Vorgehen:

Als kinder- und jugendpsychiatrische Praxis sind wir berechtigt, die Diagnostik durchzuführen und Ihrem Kind bei Vorliegen einer LRS ein entsprechendes Gutachten zur Vorlage bei Schule und schulpsychologischem Dienst auszustellen.

Bewahrheitet sich der Verdacht auf eine LRS durch die Diagnostik beim Kinder-und Jugendpsychiater bedeutet das für Kind und Eltern meist eine Entlastung von dem Gefühl, insgesamt unfähig zu sein denn die LRS ist eine sog. Teilleistungsstörung: sie schränkt nicht die allgemeine schulische Leistungsfähigkeit ein, sondern „nur“ die Fähigkeiten im Lesen und Schreiben. In der Gesamtbegabung unterscheiden sich die betroffenen Kinder keineswegs von den Gleichaltrigen, auch Hochbegabte können unter LRS leiden. Da die LRS durch eine Wahrnehmungsstörung verursacht ist kann sich eine Besserung auch nur unter einem speziellen LRS-Training einstellen. Damit diese Förderung allen Kindern unabhängig vom Einkommen der Eltern zukommt ist mit Diagnosestellung im Bedarfsfall auch die Kostenübernahme für die LRS-Therapie verbunden, sie kann nach Diagnosestellung beim Jugendamt beantragt werden.

Unser diagnostisches Vorgehen entspricht den Leitlinien der Fachgesellschaften für Kinder- und Jugendpsychiatrie: Wir testen die Kinder zunächst zur allgemeinen intellektuellen Ausstattung. Beim nächsten Termin erfolgt die Testung der Fähigkeiten im Lesen und Rechtschreiben. Bei ausreichender Differenz zwischen beiden Ergebnissen kann die Diagnose als gesichert gelten.
Keine Angst vor den Testungen – bisher haben alle Kinder dabei auch Spaß gehabt – Abbrüche und Enttäuschungen hatten wir auch bei den Kindern, die etwas schwächer sind, bisher keine.

weiterführende Links

www.legasthenieverband.org
Dachverband Legasthenie
www.legasthenie.net
Bundesverband Legasthenie/Dyskalkulie (Rechenstörung)

Literatur

Rinderle, B., Übungen & Strategien für LRS-Kinder – Band 1: Vier einfache Strategien mit passenden Übungen (2. bis 4. Klasse) (Fit trotz LRS – Grundschule) (2019)
Schulte-Körne, G., Galuschka, K., Lese-/Rechtschreibstörung (LRS) (Leitfaden Kinder- und Jugendpsychotherapie) (2019)

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